Geschichtliches

Wilhelm Rühle wurde am 27.Februar 1906 in Eisenberg (heute Moritzburg) geboren.

Zu der Tischlerausbildung in Hellerau kam ein Musikstudium im Fach Orgel und eine Orgelbauerlehre bei Klais in Bonn. Danach begab sich Wilhelm Rühle nach altem Handwerksbrauch auf die Wanderschaft, die ihn von Schweden über Siebenbürgen bis nach Istanbul führte.

Werkstatt Bälge

Im April 1932 gründete Wilhelm Rühle seine eigene Orgelwerkstatt in Moritzburg. Das erste von ihm erbaute Instrument erhielt das Diakonenhaus in Moritzburg. Leider wurde es im Krieg zerstört. Über magere Zeiten half sich Wilhelm Rühle des öfteren mit Tischlerarbeiten, vor allem mit der Restaurierung von Möbeln hinweg.

Als Glücksfall für die Werkstatt des jungen Meisters galt der Auftrag des Prinzen Ernst Heinrich von Sachsen über die Restaurierung eines Positives von Johann Ernst Hähnel (um 1725). Diese Arbeit wurde von den namhaftesten Orgelsachverständigen als überaus gelungen bezeichnet. Mit dem heraufziehenden Krieg drohte der aufstrebenden und inzwischen durch ihre Arbeiten bekanntgewordenen Werkstatt der Untergang. Die Maschinen mußten zwangsverkauft werden. Wilhelm Rühle ging für zwei Jahre in die Möbelproduktion nach Hellerau. Dann wurde auch er eingezogen und nach Griechenland in den Krieg geschickt. Nach mehreren Jahren Gefangenschaft, die er auf der Halbinsel Sinai zubrachte, kehrte er 1948 nach Moritzburg zurück. Hier gründete er zum zweiten Male seine Werkstatt. Aus Mangel an Orgelbau-Aufträgen übernahm er in dieser Zeit neben der Reparatur von Harmonien und Klavieren auch wieder Tischlerarbeiten.

Mit Beginn der fünfziger Jahre kamen auch die ersten nennenswerten Orgelbauarbeiten nach dem Krieg und Wilhelm Rühle gelang es in den folgenden Jahren und Jahrzehnten, seine Werkstatt zu einem über die Grenzen Sachsens hinaus bekannten Fachbetrieb für Orgelrestaurierung und Neubau in traditioneller Handwerkskunst zu entwickeln. Im Oktober 1988 übergab Wilhelm Rühle die Leitung der Werkstatt an seinen Sohn Wieland. Am 18.01.1993 verstarb Wilhelm Rühle im 87.Lebensjahr.

Wieland Rühle erlernte im väterlichen Betrieb den Beruf des Orgelbauers und übernahm im Jahre 1988 die Leitung der Firma. Von den Anfängen ihrer Tätigkeit bis heute liegt ein Schwerpunkt der Werkstatt Rühle auf der Restaurierung von kunst- und kulturgeschichtlich bedeutenden Orgelinstrumenten in Sachsen und darüber hinaus.

So schön und verantwortungsvoll dieser Aufgabenbereich ist, war man auch stets bemüht, durch Neubau von Orgeln eine eigene „Handschrift“ zu finden. Ist es doch nur hierbei möglich, die eigenen klanglichen Vorstellungen zu realisieren und akustisch wie architektonisch maßgeschneiderte Instrumente für die jeweiligen Räume zu schaffen.

Neubauten werden von der Werkstatt Rühle grundsätzlich als mechanische Schleifladenorgeln gebaut. Im Rahmen von Pflege und Restaurierung werden jedoch ebenso alle Arbeiten an pneumatisch oder elektrisch gesteuerten Orgeln ausgeführt.

Die Werkstatt ist ausgerüstet für den Einsatz aller im Orgelbau vorkommenden Arbeitstechniken. Hierzu gehören z.B. das Legieren, Gießen und Hobeln von Zinnplatten sowie die Herstellung des gesamten Pfeifenwerkes, sämtliche Drechsel-, Fournier- und Holzbildhauerarbeiten und auch der Gehäusebau nach eigenen und fremden Entwürfen. Selbstverständlich werden nur erstklassige Materialien wie luftgetrocknetes Holz verwendet.

Beispiele für Restaurierungsarbeiten der Werkstatt Wieland Rühle finden sich in Pfaffroda, Schmalkalden, Burg Schönfels bei Zwickau, im Köthener Schloss und im Kloster Grüssau/Schlesien (Polen). Neubauten wurden unter anderem in Schmiedeberg, Tharandt, Dresden, Radebeul und Bonn durchgeführt. Hinzu kommt eine ganze Anzahl von Positiven an verschiedenen Orten.

Am 1. Januar 2007 übernahm als dritte Generation Christoph Rühle die Werkstatt. Unter seiner Leitung wurden zwischenzeitlich mehrere sehr wertvolle Instrumente restauriert.